Vererbtes Leid, ewiges Leid?
Quälende Träume, Ängste und Schuldgefühle sind ein Nachlass, auf den jeder wohl gerne verzichten würde. Doch wie geht man mit einem Erbe um, das gar nicht abgelehnt werden kann, da es einem einfach in die Wiege gelegt wurde?

Bis zu einem gewissen Zeitpunkt war ich der Meinung, dass es zwei Möglichkeiten gibt, mit einem Erbe umzugehen. Man freut sich darüber, etwas zu bekommen und nimmt in diesem Fall das Erbe gerne an. Sollte dieses allerdings nur aus Schulden bestehen, kann man es ablehnen, um unerwünschten Problemen von Anfang an aus dem Weg zu gehen.

Inzwischen habe ich persönlich jedoch festgestellt, dass es noch einen dritten Weg gibt, um in den Besitz einer Hinterlassenschaft zu gelangen. Ein Erbe, das nicht abgelehnt werden kann, denn diese Frage stellt sich überhaupt nicht. Es wird dir ungefragt einfach aufgezwungen, ohne Wenn und Aber. Dabei geht es nicht um Materielles, nicht um Gut oder Geld. Es handelt sich vielmehr um von anderen Erlebtes, um unverarbeitete Emotionen, Traumata. Weitergegeben ohne zu fragen, ob man diesem Nachlass, dieser Bürde aus einer Zeit des Schreckens und des Terrors gewachsen ist.