Vererbtes Leid, ewiges Leid?

Keine Scheu vor Therapeuten

​​​​Als ich mich vor einigen Jahren dazu entschlossen hatte, den oder die Auslöser für meine Ängste herauszufinden, habe ich mich zunächst mit Recherchen in unterschiedlicher Literatur befasst. Fachzeitschriften, Bücher und Internetforen waren voll mit Erklärungsversuchen über das Thema Angst, doch je mehr ich darüber las, desto unterschiedlicher wurden mir mögliche Auslöser dafür aufgezeigt. Wirklich weiter brachten mich diese Ergebnisse am Ende jedoch nicht. Nach reiflicher Überlegung blieb in meinen Augen nur ein Weg übrig, nämlich die Inanspruchnahme externer Hilfe durch eine psychotherapeutische Fachkraft.

Aufgrund meiner Reaktionen in verschiedenen Lebenssituationen nahm ich die Unterstützung im Rahmen einer Verhaltenstherapie in Anspruch. Meine Hoffnung bestand darin, mich bei entsprechenden Anlässen so zu präsentieren, dass ich nicht in jedes der Fettnäpfchen trat, welche das Schicksal für mich aufzustellen gedachte. Da mir allerdings nach der sechsten Sitzung als Zwischenanalyse mitgeteilt wurde, dass mein Verhalten in den allermeisten Situationen, die wir an- bzw. durchgesprochen hatten, nicht behandlungsbedürftig sei, sondern eher meine Charaktereigenschaften darstelle, wurde die Therapie an dieser Stelle in beiderseitigem Einvernehmen beendet.

Da ich nach weiteren zwei Jahren noch immer keine wesentliche Veränderung zum Positiven erlebte, entschloss ich mich erneut für eine externe Hilfe in Form einer Psychotherapie zum Thema Angststörung. Ein wesentlicher Punkt dabei war das erste Anamnesegespräch, bei dem auch, wie schon in einem etwas zurückliegenden Gespräch mit einer Heilpraktikerin, Kindheit und Elternhaus zur Sprache kamen. Wie damals schon erzählte ich, dass meine Eltern Heimatvertriebene waren. Dabei fiel zum ersten Mal der Begriff "Transgenerationales Trauma", der für mich letztendlich den Stein ins Rollen brachte, denn entsprechende Nachforschungen brachten mich zum Thema Kriegsenkel, der Basis dieser Website. Meine Beschwerden konnten dadurch zwar nicht beseitigt werden, doch lernte und erkannte ich während dieser Therapie etwas Grundlegendes: Reden und Zuhören sind zwei ganz entscheidende Faktoren. Denn das viel zu lange, oft ja aus verständlichen Gründen Totgeschwiegene, muss ausgesprochen werden, da es die Betroffenen sonst innerlich zermürbt und im schlimmsten Fall wieder an die nächste Generation weitergegeben wird.